Nicht nur unsere Städtetour nach Hamburg, auch unsere Rückreise war ein voller Erfolg. Wir beschlossen, unseren Kurzurlaub um zwei Tage zu verlängern und tauschten die geschäftige Hafenstadt gegen den ruhigen Charme Lüneburgs und die atemberaubende Weite der Lüneburger Heide. Lüneburg hat uns vom ersten Moment an begeistert. Wir verbrachten einen guten halben Tag damit, durch die kopfsteingepflasterten Gassen zu schlendern, die beeindruckende Architektur zu bewundern und einfach die hanseatische Atmosphäre auf uns wirken zu lassen.
Einkaufsstrasse in Lüneburg
Die Geschichte Lüneburgs reicht bis ins 8. Jahrhundert zurück und ist eng mit dem „weißen Gold“ verbunden. Über tausend Jahre lang wurde hier Salz gefördert – der Reichtum aus diesem Handel ermöglichte der Stadt den Eintritt in die Hanse. In dieser Blütezeit entstanden prächtige Backstein- und Giebelhäuser. Zwar verlor Lüneburg nach dem Niedergang der Hanse an wirtschaftlicher Bedeutung, doch die langlebige Backsteingotik - die sich nur Wohlhabende leisten konnten - blieb erhalten und prägt das Flair der Altstadt.
Backsteinhaus(1564)
Wie viele Gäste, die zum ersten Mal in Lüneburg sind, starten auch wir unsere Erkundungstour am Marktplatz mit dem Rathaus, dessen Baugeschichte bis ins Jahr 1720 zurückreicht. Das architektonische Schmuckstück vereint verschiedene Baustile aus der Gotik, Renaissance und Barock und beeindruckt mit seiner imposanten Größe, die sich über Jahrhunderte entwickelt hat. Schade, dass wir die Innenräume nicht sehen konnten - montags finden leider keine Führungen statt. Top Sehenswürdigkei: Lüneburger Rathaus mit Barockfassade
Bevor wir unseren Bummel durch die Altstadt fortsetzen, zieht es uns ans Wasser – ins Hafenviertel, genauer gesagt zum Stintmarkt am Ufer der Ilmenau. Das schnuckelige Viertel sprüht nur so vor hanseatischem Charme.
Brausebrücke und Kran am alten Hafen Lüneburg
Besonders ins Auge fällt der Alte Kran, ein Wahrzeichen von Lüneburg. Gegenüber reihen sich direkt am Fluß einige Restaurants mit Terrassen aneinander und laden zum Verweilen ein. Doch uns zieht es erst einmal weiter. Von hier aus sind es nur wenige Schritte zurück in die Altstadt. Stint - charmantes Viertel mit Restaurants am Hafen
Lüneburgs historische Altstadt glänzt mit über 1.000 denkmalgeschützten Gebäuden. An jeder Ecke gibt es etwas zu entdecken – sei es ein kunstvoller Giebel, krumme Fenster oder reichlich verzierte Türen. Die Altstadt ist überschaubar. Am schönsten erlebt man sie, wenn man sich einfach durch die Gassen treiben lässt und die Atmosphäre genießt.
Portal Alte Apotheke Lüneburg (1598) In der Altstadt laden zahlreiche Cafés und Restaurants zum Verweilen ein. Wer gerne einkauft, wird in Lüneburg ebenfalls fündig. Neben den großen Handelsketten haben wir kleine individuelle Geschäfte entdeckt, in denen es Freude macht zu stöbern. Historische Altstadt Lüneburg
Etwas abseits befindet sich der Wasserturm von 1907. Er diente einst der Trinkwasserversorgung Lüneburgs. Heute beherbergt er eine Ausstellung und wird als Veranstaltungsort genutzt. Die 56 Meter hohe Plattform bietet sicher eine schöne Aussicht. Wir haben bei Kaffee und Kuchen den Anblick von unten genossen. Ehemaliger Wasserturm Lüneburg
Eine weitere Besonderheit Lüneburgs ist das Senkungsgebiet. Durch den jahrhundertelangen Salzabbau sackte der Boden ab, ganze Häuser mussten aufgegeben werden. Noch immer bedroht dieses Problem einige Häuser. Die Folgen sind sichtbar – manche Gebäude wirken vollkommen schief.
Übrigens: Lüneburg gilt als Tor zur Lüneburger Heide. Und tatsächlich ist es nicht weit bis zu unserem nächsten Ziel:
Die Natur in der Lüneburger Heide ist überwältigend. Je nach Witterungslage blüht die Heide zwischen Mitte August und Anfang September ( Blühbarometer) Das riesige Naturschutzgebiet leuchtet dann in seinen schönsten Lila-Farben. Mit einer Fläche von sage und schreibe 107.000 Hektar zählt der Naturpark Lüneburger Heide immerhin zur größten zusammenhängenden Heidefläche Europas.
Die Heide - ein Traum in Lila
Der Heidschnuckenweg ist der Premiumwanderweg, der sich über 223 Kilometer von Hamburg bis nach Celle zieht. Wanderlustige und Fahrradbegeisterte können die Heide auf empfohlenen 12 Etappen erkunden. Für diejenigen, die es bequemer mögen, ziehen Kutschen durch die idyllische Landschaft.
Kutschfahrt durch die Lüneburger Heide
Die Teilstrecke Haverbeck-Bispingen gilt als eine besonders schöne Route. Da wir glücklicherweise noch eine Unterkunft in Bispingen gefunden hatten (in der Hochsaison ist nahezu alles ausgebucht!), entschieden wir uns für eine 12-Kilometer-Rundtour von Niederhaverbeck über Wilsede. Wir starteten am frühen Morgen. Der gebührenpflichtige Parkplatz Unterniedendorf war noch fast leer. Angesichts seiner Größe erahnen wir, was hier an den Wochenenden los sein muss.
Sandige Pfade führen durch die Heide Sandige Pfade führen durch die sanfte Hügellandschaft. Wir genießen die Ruhe und lassen die Natur auf uns wirken. Das ist Balsam für die Seele. Und plötzlich, wie aus dem Nichts, zog eine Schafherde an uns vorbei: die Heidschnucken. Ihnen zu begegnen, ist reine Glückssache. Niemand weiß, wo sie gerade sind.
Heidschnucken zu sehen ist Glücksache.
Heidschnucken sind die heimlichen Stars der Lüneburger Heide. Zahlreiche Herden ziehen mit ihren Schäfern kreuz und quer durch die Landschaft. Durch ihren "Frass" sorgen sie dafür, dass die Heidefläche nicht von anderen Pflanzen überwuchert wird. Ohne die Heidschnucken würde die Heide in ihrer Form nicht existieren.
Blick vom Wilseder Berg über die Lüneburger Heide
Ein weiteres Highlight unserer Tour führte uns auf den Wilseder Berg. Von der Spitze der 169 Meter hohen Anhöhe bietet sich ein grandioser Blick über die Heidelandschaft, den man einfach selbst erleben muss.
Wilsede - eines besonders idyllisches Dorf mitten in der Heide
Etwas weiter liegt das älteste Heidedorf: Wilsede, das man nicht mit dem Auto erreichen kann. In dem schnuckeligen Mini-Ort - mit Einkehrmöglichkeiten und einem eine Art Freilichtmuseum - fühlen wir uns, als wäre die Zeit stehen geblieben.
Natur und Kultur in Wilsede erleben
Das Heidemuseum „Dat ole Huus“ vermittelt einen Eindruck vom bäuerlichen Leben um 1850, und im ehemaligen Schafstall "Emhoff", gibt es Informationen zur Tier- und Pflanzenwelt. Ein Restaurant und ein „Rastplatz“ laden zum Verweilen und zur Stärkung ein. Wir konnten einfach nicht widerstehen: Zum Glück! Der Blaubeerkuchen war fantastisch :)
FAZIT: Dieser spontane zweitägige Zwischenstopp erwies sich als der perfekte Abschluss unserer Reise. Lüneburg bot eine reiche Mischung aus Geschichte und hanseatischem Charme und hat uns vom ersten Moment an begeistert. Das absolute Highlight war jedoch unser Abstecher in die Lüneburger Heide. Wir hatten unglaubliches Glück mit dem Timing: Die Heide stand in voller Blüte, ein leuchtend lila Meer, das sich soweit das Auge reichte erstreckte. Solltet Ihr jemals in der Nähe sein, fahrt nicht einfach an diesen beiden Orten vorbei. Sie sind ein Aufenthalt wert.
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