Einfach die Räder aufs Auto schnallen, irgendwo hinfahren und von dort aus mit dem Rad starten – am liebsten am Fluß entlang zu einer sehenswerten Stadt. Das war die Idee. Entschieden haben wir uns schlussendlich für eine Radtour auf dem Rheinradweg nach Bonn.
Blick von Bad Breisig auf die andere Rheinseite
Los geht´s - am Rhein die letzten warmen Sonnenstrahlen genießen! Ein Klassiker ist der Rheinradweg durchs Mittelrheintal, den wir - wenn auch abgekürzt - fahren wollen. Wir starten hinter Koblenz und sind erst einmal enttäuscht, denn bis Bad Breisig verläuft der Radweg unmittelbar zwischen Bahnlinie und B9. Auch wenn die Landschaft schön ist, von Flussromantik ist hier noch nicht viel zu spüren.
Ab Bad Breisig wird es dann aber doch idyllisch. Der Rheinradweg führt jetzt vollkommen autofrei direkt am Ufer entlang. Es ist ein schöner Radweg und Dank Wegbeschaffenheit auch ideal für Familien geeignet.
Tür an Tür reihen sich an der Rheinpromenade in Bad Breisig Restaurants aneinander
In Bad Breisig herrscht Urlaubsatmosphäre. Die kleine Kurstadt ist für ihre Thermalquellen und ihren Kurpark bekannt. Hübsche Fachwerkhäuser aus dem 17. und 18. Jahrhundert schmücken die Uferpromenade und es gibt viele Restaurants, die sich hier aneinderreihen. Sie bieten allesamt eine herrliche Aussicht auf den Rhein und das gegenüberliegende Ufer, wo inmitten der Weinberge Schloss Arenfels thront - heute eine gefragte Event-Location.
Immer der Nase lang - auf dem Rheinradweg Richtung Bonn
Gemütlich radeln wir am Flussufer entlang, genießen die Natur und die großartigen Ausblicke. Auf der rechten Rheinseite liegt das Siebengebirge mit seinen bewaldeten Hügeln und teils rauen Felsen. Hoch über dem Rhein sind bedeutende Bauwerke zu sehen, wie die Burgruine Drachenfels und Schloss Drachenburg über Königswinter.
Schloss Drachenburg ist eine Top-Sehenswürdigkeit am Rhein. Anfang des 19.Jahrhunderts wurde es als Privatvilla für einen Finanzfachmann erbaut, der letztlich aber nie auf dem Anwesen wohnte. Nach mehrfachem Besitzerwechsel, gehört das Schmuckstück heute dem Land Nordrhein-Westfalen, das es zu einem Museum umbauen ließ. Sogar als Drehort diente das Schloss: Kultserien wie „Babylon Berlin“ und „Bares für Rares“ nutzten die traumhafte Kulisse. Wir hätten es sehr gerne besichtigt, aber leider wurde der Fährbetrieb von Mehlem nach Königswinter wegen Niedrigwasser eingestellt.
In Remagen thront die Apollinaris Kirche - ein sehr schöner neugotischer Bau aus dem 19. Jahrhundert
Weiter radeln wir, vorbei am Yachthafen von Oberwinter nach Bad Godesberg und Plittersdorf bis wir die Bonner Rheinauen erreichen. Unterwegs halten wir immer wieder an, um einen Blick auf elegante Villen und geschichtsträchtige Bauten zu werfen, wie die Brücke von Remagen oder Rheinhotel Dreesen, über dessen Vergangenheit der historische Film "Das Weiße Haus am Rhein" erinnert.
Das "Weiße Haus am Rhein" - Rheinhotel Dreesen
Bonn ist eine Stadt, die man sehr gut zu Fuß und mit dem Rad erkunden kann. Klar, ein Tag in Bonn ist nicht genug, um alles zu sehen. Neben typischen Sehenswürdigkeiten gibt es in Bonn noch viele interessante Museen und Ausstellungen, schöne Parks und Gärten und das quirlige Leben einer Studentenstadt zu entdecken. Von unserem Kurztrip im Herbst haben wir einige Tipps zusammengestellt.
Rheinpromenade Bonn mit Blick auf das ehemalige Abgeordneten Haus (Langer Eugen)
Gestartet haben wir unsere Sightseeingtour mit einem Bummel durch die Fußgängerzone. Gemütlich kann man hier von einem Platz zum anderen schlendern. Es gibt große Geschäfte, aber auch kleine individuelle Shops, Restaurants, Cafés und viel Leben. Außerdem kann man den Stadtbummel wunderbar mit der Besichtigung einiger Sehenswürdigkeiten in der Bonner Fußgängerzone verbinden. Kurzum: hier lässt es sich aushalten.
Schloss Bonn
Wir beginnen unseren Stadtspaziergang vom Hofgarten aus. Schon von Weitem erblicken wir das langgezogene, gelbe Schloss, in dem die Bonner Universität ihren Hauptsitz hat. Das ehemalige Residenzschloss der Kölner Kurfürsten ist ein Gründungsgeschenk des preußischen Königs an die Universität.
Alte Rathaus auf dem Bonner Marktplatz
Durch das Koblenzer Tor betreten wir die Innenstadt und gehen Richtung Marktplatz zum Alten Rathaus. Das rosa Gebäude im Rokoko-Stil ist ein echtes Schmuckstück. Schon John F. Kennedy und Königin Elizabeth II. gaben sich in dem Repräsentationsgebäude aus dem 18.Jahrhundert die Ehre. Auf dem Platz vor dem Rathaus findet täglich ein Markt mit typischen Marktständen und Food-Trucks statt.
Beethoven Denkmal vor dem Alten Postamt
Langsam schlendern wir weiter zum Münsterplatz. Dort gibt es gleich mehrere Sehenswürdigkeiten zu bestaunen: Das Beethoven-Denkmal vor dem Alten Postamt und das Bonner Münster. Das Münster ist sehr beeindruckend und schön anzusehen. Wer Interesse hat, kann an einer Führung durch die Basilika teilnehmen .
Das Beethoven Museum in der Bonngasse
Weiter geht´s zum Beethoven Haus. Das Musikgenie wurde 1771 in Bonn geboren und ist sicherlich einer der berühmtesten Söhne der Stadt. Sein Geburtshaus in der Bonngasse 20 beherbergt die größte Beethovensammlung weltweit, auch Konzerte finden in den Räumlichkeiten statt. Ein interessanter Begleiter durch die Ausstellung ist neben dem Museums-Audioguide die kostenlose App "Beethoven Haus Bonn".
Vom Kaiserplatz in der Innenstadt führt die Poppelsdorfer Allee geradewegs zum nächsten Highlight: dem Poppelsdorfer Schloss. Der Weg dorthin ist gesäumt von alten Kastanienbäumen und wunderschönen Häusern aus der Gründerzeit. Wir können uns gar nicht satt sehen und machen noch einen Abstecher durch die Südstadt, die für ihre überaus prunkvollen Stadtvillen bekannt ist.
Poppelsdorfer Allee
Unbedingt ein Besuch wert sind die Botanischen Gärten im Poppelsdorfer Schloss. In dieser Oase, mitten in der Stadt, stehen Entschleunigung, Spazierengehen und Entdeckungen auf dem Programm – und das unter der Woche vollkommen kostenlos!
Poppelsdorfer Schloss und Schlossgarten
Das Schloss war einst Lustschloss der Kölner Erzbischöfe und Kurfürsten. Die Gärten gehören zu den ältesten ihrer Art. Heute dienen sie der Universität Bonn in erster Linie zu Forschung und Lehre!
Mehr als 10.000 Pflanzen aus 388 Pflanzenfamilien wachsen im Botanischen Garten. Große Bäume und Beetpflanzen rund um den Weiher laden zum Spazierengehen und Verweilen ein.
Kaum zu glauben: die gigantischen Blätter der Riesenseerose können bis zu 120 kg Gewicht tragen.
In den großen Gewächshäusern gibt es tropische Pflanzen und Wüstengewächse zu bewundern. Sollte das Wetter also einmal nicht so gut sein, kann man hier entspannt im Warmen schlendern. Riesige Palmen, bunte Orchideen, Kakteen, Seerosen und viele andere exotische Pflanzen gibt es zu entdecken. Wir sind fasziniert, aber irgendwann wird es uns doch zu warm und es zieht uns wieder nach draußen.
Kakteen und Sukkulenten sind im Wüstenhaus zu sehen
Echte Empfehlung: Die Terrasse des Schlosscafés. Hier genießen wir hervorragenden Kuchen und eine herrliche Aussicht in den Botanischen Garten.
Für Kunst und Kulturinteressierte ist die Museumsmeile in Bonn ein MUSS. Auf drei Kilometer Länge zeigen fünf Museen (Forschungsmuseum König, Haus der Geschichte, Kunstmuseum, Bundeskunsthalle und das Deutsche Museum) Schätze zu verschiedenen Themenschwerpunkten. Auch an Familien ist mit speziellen Kinderangeboten gedacht.
Ein Teil des Museums widmet sich der Wiedervereinigung Deutschlands 1990 und den daraus resultierenden Herausforderungen
Das Haus der Geschichte gehört zu den beliebtesten und meistbesuchten Museen in Deutschland. Der Eintritt ist frei! Das hat unsere Neugierde geweckt. Um es vorwegzunehmen: es gibt so viel Interessantes zu sehen, dass ein einziger Besuch nicht ausreicht, um alles in Ruhe zu betrachten. Schließlich wird die Deutsche Geschichte von 1945 bis zur Gegenwart auf über 4000 Quadratmeter erlebbar gemacht. Dabei werden sowohl politische als auch Wirtschaft-, Kultur- und Alltagsthemen präsentiert. Uns haben die historischen Film- und Tondokumente der Nachkriegszeit tief berührt. Aber es gibt auch Heiteres zu entdecken, wie Alltagsgegenstände und Mode von einst, Filmausschnitte der 50-er und 60-er Jahre und Erinnerungen vom "Summer of Love". Auch ein Rundgang im Außenbereich lohnt sich. Dort sind typische Gärten der vergangenen Jahrzehnte dargestellt. Dieses Museum sollte jede*r einmal gesehen haben!
Noch heute cool: Der Hippie-Bus - liebevoll «Bulli» genannt - ein Symbol für das deutsche Wirtschaftswunder und Urvater der Wohnmobile
Ein weiteres Highlight in der Bonner Kunst- und Kulturlandschaft ist die Bundeskunsthalle. Die Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland – so der offizielle Name, besitzt keine eigene Sammlung sondern zeigt ständig, wechselnde Ausstellungen (bis zu 4 gleichzeitig).
Bundeskunsthalle Bonn
Allein das Gebäude ist sehenswert. Die imposante Architektur aus hellem Sandstein und die türkisfarbenen Lichttürme auf dem Dach ziehen alle Blicke auf sich. Der 8000 Quadratmeter große Dachgarten wird für Skulpturenausstellungen genutzt und im Sommer lädt ein Biergarten zum Verweilen in luftiger Höhe ein. Eine weitere Attraktion ist die 35 Meter lange Rutsche (BonnSlide), die Gäste vom Dach wieder nach unten befördert.
Dachterrasse der Bundeskunsthalle
Als ehemalige Hauptstadt der Bundesrepublik hat Bonn noch mehr Zeitgeschichte zu bieten. Im einstigen Parlaments- und Regierungsviertel, das sich zum Großteil am Rheinufer erstreckt, kann man schön flanieren und gleichzeitig auf politische Spurensuche gehen. Auf dem „Weg der Demokratie“ beschreiben Informationstafeln Ereignisse und Episoden der damaligen Zeit. Der Kanzlerbungalow und die Villa Hammerschmidt sind allerding nur im Rahmen einer Führung zugänglich. Villa Hammerschmidt - heute noch Sitz des Bundespräsidenten in Bonn
Neuer Kanzlerplatz
Eine brandneue Sehenswürdigkeit ist der "Neue Kanzlerplatz" im ehemaligen Bundesviertel. Das futuristische Gebäude-Ensemble mit dem markanten Turm, ist ein exklusiver Bürogebäudekomplex und wird bereits als neues Wahrzeichen Bonns besprochen.
Bonn hat uns unglaublich gut gefallen. Die Lage am Wasser, die gemütliche Innenstadt mit ihren Parks und Prachtbauten und das quirlige Studentenleben machen den Charme der Stadt aus. Gründe wieder zu kommen, gibt es genug: beispielsweise der Besuch der Museen, für die wir leider keine Zeit hatten, eine Führung durchs Regierungsviertel oder einfach nur zum Bummeln und sich treiben lassen.
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