Spaziergang durch Zwingenberg und die Weinberge
Besonders in der schönen Jahreszeit zieht es uns immer wieder nach Zwingenberg (Bergstraße). Weil es einfach schön ist, durch die malerischen Gassen zu schlendern, oberhalb des Ortes in den Weinbergen spazieren zu gehen oder den Tag am Marktplatz ausklingen zu lassen.
Blick auf die Bergkirche in Zwingenberg
Was es in Zwingenberg mit der Schnecke auf sich hat
In Zwingenberg geht es gemütlich zu. Kein großer Trubel, dafür aber jede Menge Idylle, Tradition und verwunschene Ecken, die es zu entdecken gibt. Ein Ort zum Entschleunigen. Das ist Programm, denn Zwingenberg ist eine Cittaslow. Das Erkennungsmerkmal ist eine kleine orange-farbene Schnecke, die einem hier und da begegnet. Was das bedeutet haben wir nachgelesen: „ eine Stadt, wo die Menschen im Mittelpunkt stehen, das Langsame gelebt und Traditionen gepflegt wird“. Die internationale Bewegung für lebenswerte Städte steht für Lebensqualität, Nachhaltigkeit und Innovation, kommt ursprünglich aus Italien und hat sich inzwischen in Deutschland etabliert. (cittaslow.de)
Ein Blick auf die Geschichte von Zwingenberg
Die einzige erhaltene Befestigungsanlage der alten Stadtmauer ist ein zweigeschossiger Turm aus dem 14. Jahrhundert (die „Aul“)
Zwingenberg ist vermutlich die älteste Stadt an der Bergstrasse. Belegt ist das zwar nicht, aber der Ort tauchte bereits 1012 in schriftlichen Quellen auf. Tatsache ist, dass Zwingenberg - als erstes Dorf der Bergstraße - im Jahr 1274 die Markt- und Stadtrechte verliehen wurden. Dieses Privileg verdankte der Ort dem einflussreichen Adelsgeschlecht von Katzenelnbogen, das bis zum ausgehenden Mittelalter (1479) hier herrschte. Später gehörte die Stadt zur Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, das 1806 zum Großherzogtum Hessen-Darmstadt erhoben wurde und heute zählt Zwingenberg zu Hessen. Die Bedeutung von Zwingenberg spiegelt sich noch in der Festungsanlage, zu der auch das Auerbacher Schloss gehörte, wider. Durch die Folgen zweier großer Brände, den Verwüstungen im 30- jährigen Krieg und der Pest war Zwingenberg fast vollständig zerstört und über Jahrzehnte nahezu unbewohnt. Im 18. Jahrhundert erholte sich das Städtchen und trotz weiterer Zerstörungen im 1. und 2. Weltkrieg blieben einige historische Bauten erhalten und wurden über die Jahre liebevoll restauriert. - Soweit der geschichtliche Schnelldurchlauf.
Ein Spaziergang zu den idyllischen Winkeln in Zwingenberg
Wer durch Zwingenberg bummelt, wird noch einiges aus vergangenen Zeiten entdecken: Mittelalterliche Fachwerkhäuser, eine romantisch gelegene Bergkirche und verwinkelte Gassen mit Kopfsteinpflaster prägen den Altstadtkern.
Herrlicher Blick von der Scheuergasse auf den höchsten Berg der Bergstrasse ( Melibokus) und die Weinberge
Ein Besuch der Scheuergasse (Scheunen) gehört in Zwingenberg dazu. Die historische Gasse liegt aber nicht - wie man annehmen könnte, in der Altstadt - sondern außerhalb der Stadtmauer. Aus Brandschutzgründen wurden im Mittelalter die Scheunen, in denen lebenswichtige Vorräte gelagert wurden, nämlich außerhalb es Stadtkerns errichtet. Zu groß war die Gefahr, dass bei einem Brand das Feuer auf die Wohnhäuser überging. Heute sind die historischen Gebäude liebevoll restauriert und bewohnt. Auch ein Restaurant und das Heimatmuseum befinden sich in der schmucken Gasse. Wenn Händler auf dem Bauern- und Handwerkermarkt (am Wochenende nach Pfingsten) hier allerlei Waren feilbieten, kommt Nostalgie-Stimmung auf. Auch das Heimatmuseum öffnet dann seine Tore und gibt einen tieferen Einblick in die Geschichte, das Leben der Menschen in vergangener Zeit und über alte Handwerksberufe.
Der kleine Park vor der Zwingenberger Stadtmauer ist ein beliebter Treffpunkt
Hinter den Resten der alten Stadtmauer (1250) verbirgt sich das Schlösschen (1520), das einst Adelige beheimatete und heute das Rathaus. In direkter Nachbarschaft steht ein weiteres historisches Gebäude: das Gasthaus "Bunter Löwe" (1595) - Restaurant und Sitz des Geopark-Informationszentrums.
Aufstieg zur Bergkirche und die Weinberge über Zwingenberg
Unterhalb der Bergkirche befindet sich das ehemalige Amtsgebäue (1157)
Die weithin sichtbare Bergkirche ist das Wahrzeichen der Stadt. Der "Aufstieg" durch die Altstadt gehört bei einem Zwingenberg Besuch dazu. Wir schlendern am liebsten über die Straßen am Berg hinauf, weil diese besonders idyllisch sind. Genauer gesagt heißen die Straßen „Am kleinen Berg“ „Am Berg“ und „Am Großen Berg“. Hier stehen entzückenden Fachwerkhäuser und historischen Gebäude, wie die ehemaligen Schule (1525-1575), der „Walbrunsche Hof" (1410) und die Reste der nord-östlichen Stadtmauer mit ihrem 2-geschössigen Turm (Aul) aus dem 14.Jh.
Grandioser Blick von den Weinbergen zum Auerbacher Schloss
So oft wir auch hierherkommen, der Blick über die roten Dächer des Ortes und in die Umgebung fasziniert uns immer wieder. Dehalb dehnen wir unseren Spaziergang gerne in die Weinberge aus. Durch das Tor der Stadtmauer (mit dem runden Turm) sind es nur wenige Meter bis zum Blütenweg (rechts). Hier ist die Aussicht über die Rheinebene und zum Schloss Auerbach so herrlich, dass wir länger bleiben. Bänke zum Verweilen gibt es einige.
Über den Dächern von Zwingenberg den Sonnenuntergang beobachten
Irgendwann geht es dann doch zurück. Der Weg unterhalb der Kirche (li) führt schnurstracks auf den Marktplatz, mit dem Brunnen als Mittelpunkt und rundherum Fachwerkhäuser und Adelshöfe. Hier und in der angrenzenden Obergasse gibt es einige Einkehrmöglichkeiten. Abschließend noch ein Tipp für Kulturbegeisterte: Die Kleinkunstbühne "Theater Mobile" um die Ecke ist ein Besuch wert. Im gemütlichen Gewölbekeller finden Veranstaltungen unterschiedlichester Art statt.
Nützliche Hinweise
Parkplätze sind vor der Stadtmauer aber auch vor der Melibokushalle vorhanden
Bequeme Schuhe für die Erkundungstour durch Zwingenberg, da es teils steil und fast immer auf Kopfsteinpflaster durch den Ort geht
Zwingenberger Weinfest an Pfingen
Gemütlicher Abendmarkt in der schönen Jahreszeit alle zwei Wochen
donnerstags von 17:00 bis 21:00 Uhr